Mit den nachfolgenden Tabellen ordnen Sie Mangelsymptome an Gewächsen zu und können danach die nötigen Massnahmen zur Behebung ergreifen.
Grundsätzliche Informationen zur Bestimmung von Mangelsymptomen
Primär- und Sekundärsymptome
Bei den beschriebenen Anzeichen handelt es sich um sogenannte Primärsymptome. Diese erkennen Sie als Erstes, sobald der Mangel von der latenten, verborgenen in die akute Phase tritt. Wird das Gewebe fortdauernd geschädigt, entstehen Sekundärsymptome. Diese sind jedoch oft unspezifisch.
Analysemethoden
In einfachen Fällen diagnostizieren Sie die Symptome mit einer Blattanalyse. Kontrollieren Sie unabhängig davon immer auch den pH- und den EC-Wert. Auch eine Substratanalyse unterstützt Sie beim Identifizieren der Mangelerscheinungen.
Für die Blattanalyse wählen Sie Blätter aus, die erst schwache oder gerade noch keine Symptome zeigen. Exemplare, die schon stark geschädigt sind, geben kaum mehr Hinweise auf die ursprüngliche Ursache. Wir empfehlen Ihnen, zum Vergleich jeweils auch gesunde Blätter herbeizuziehen, die unter gleichen Standortbedingungen wachsen.
Antagonismus
Nicht nur eine Unterversorgung, sondern auch ein Überfluss eines einzelnen Nährstoffs kann Mangelerscheinungen auslösen. Diesen Effekt bezeichnet man als Antagonismus: Die übermässige Präsenz eines Elements hemmt die Aufnahme eines anderen.
Mobilität der Nährelemente in der Pflanze
Die Nährstoffe sind in Gewächsen unterschiedlich mobil. Achten Sie darauf, ob ein Symptom eher an jüngeren oder älteren Blättern auftritt. Je nachdem weisen die Anzeichen auf ein anderes Element hin.
- Mobile Nährstoffe:
- Symptome in der Regel zuerst an älteren Blättern.
- N, Cl, K, P, Mg
- Mässig mobile Nährstoffe:
- Symptome an jüngeren und älteren Blättern.
- Mn, Zn, S
- Wenig mobile Nährstoffe:
- Symptome üblicherweise zuerst an jüngeren Blättern.
- B, Cu, Ca, Fe, Mo
Andere Gründe für Mangelerscheinungen
Nicht nur eine Unterversorgung mit Nährstoffen schädigt Pflanzen und verursacht Mangelsymptome. Berücksichtigen Sie immer auch folgende mögliche Ursachen:
- phytopathogene Schädigungen (Krankheiten, Schädlinge),
- physiologische Störungen (Klima, Bodenverhältnisse),
- Pflanzenbehandlungsmittel.
Unspezifische Symptome am Gesamterscheinungsbild der Pflanze (Habitus)
Symptom | Beschreibung *) | Mangel |
Allgemein schwacher Wuchs, hellgrüne Blattfarbe | N, Mg, K, S | |
Gedrungenes Wachstum, fahle graugrüne Blattfarbe, Blattrandnekrosen | K | |
Welkeerscheinungen | Welketracht / Welkeerscheinungen und Verkahlung (Differenzierung siehe Einzelmerkmalen). | K, Cu |
Starrtracht | Aufrecht stehende, am Stängel anliegende Blätter, gedrungener Wuchs. | N, P, S |
Kleine Blüten, Fruchtfall | In Zahl und Form verminderte Blütenausbildung, verminderte und verzögerte Fruchtausbildung, bei Obst vorzeitiger Fruchtfall. | P |
*) die Lokalisation der Symptome gilt sinngemäss auch für Nadeln |
Unspezifische Einzelsymptome an Blättern
Veränderungen am Blatt selbst, Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Blättern.
Symptom | Beschreibung *) | Mangel | |
Chlorose | Gewebe vergilbt. | ältere Blätter | jüngere Blätter |
Gleichmässige Chlorose (Blattvergilbung) | Blassgrüne bis gelbe Verfärbung des gesamten Blattes inkl. Blattadern. | N, P, K | S |
Chlorose mit grünen Blattadern | Blatt gleichmässig zitronengelb; nur Blattnerven bleiben grün, oft nur an einzelnen Trieben. | Mn | Fe |
Interkostalchlorose | Gelbe Felder zwischen den Blattadern. Bei gewissen Pflanzen, z. B. Reben, kann die Verfärbung auch rotviolett sein. | Mg | Mn , Zn |
Streifenchlorose | Bei parallelnervigen Blättern (Monokotyledonen) wie Gräser und Getreide aufgehellte Streifen zwischen den Blattnerven. | Mg | Fe |
Tüpfelchlorose | Helle, tüpfelförmige Chlorosen zwischen den Blattadern. | Mn | |
Nekrose | Abgestorbenes, trockenes Gewebe. | ||
Blattrandnekrose | Fortschreitend absterbendes Gewebe vom Blattrand her, zu Beginn oft mit scharfer gelber Trennlinie zum gesunden Gewebe (Chlorosesaum). | K (B) | |
Blattspitzennekrose | Von der Blattspitze ausgehende Nekrose. | Zn | Ca, B |
Punktnekrose | Punktförmiges Absterben von Gewebe (Durchmesser 0,5–1 mm). | K, Mn | |
Tüpfel- / Fleckennekrose | Runde, ausgedörrte Gewebeflecken, z. T. perforiert. | Mn | |
Interkostalnekrose | Absterbendes, braunes Gewebe zwischen den Blattadern (bei P grössere Flächen). | Mg, P | Mo |
Farbveränderungen | |||
Hyperchlorophyllierung | Blaugrüne, aber stumpfe Blattfarbe / Bronze- bis Purpurverfärbung. | P | |
Purpurrotfärbung | Anthozianbildung als Folge von Kohlenhydratanstauung. | N, P | |
Dunkelbraun-Schwarzfärbung | Braun bis schwarze Farbtöne, ohne dass die Stellen zu Beginn nekrotisch sind. | P | |
Form- und Funktionsstörungen | |||
Deformationen / Absterben von Knospen und Wachstumspunkt | Wachstumspunkt an Sprossspitzen (Endknospen), Internodien und Blütenansätzen unnatürlich verformt, junge Blätter verformt / Absterben, Zähnung unregelmässig. | B, Ca, Cl (in seltenen Fällen) | |
Welkeerscheinungen | Welketracht (K) / Welkeerscheinungen und Verkahlung / Spitzendürre (Cu), Spitzenwelke. | K | Cu |
Deformierte Blätter | Missgestaltete Blätter, manchmal brüchig, eingerollt. | B | B, Ca, Cl (selten) |
Löffelartige Blattverkrümmung | Nach oben löffelartig gebogene Blattränder (Whiptailsymptome, insb. bei Kohlarten). | Mo | |
Blatteinrollen | Einrollen der Blätter, ohne dass Wassermangel vorliegt. | Cu | |
Zweigverkahlung / Absterben | Verkahlen von der Triebspitze her bis zum Absterben von Triebspitzen. | Cu | |
Blattfall / Verkahlung von der Basis ausgehend | Ältere Blätter mit zunehmender Blattrandnekrose, schwarzbraune bis schwarze Farbe (Melanin), Absterben und Abfallen der Blätter. | P | |
Kleinblättrigkeit / Rosettenbildung | Zn | ||
Harz- / Milchsaftaustritt | An apikalen Trieben tritt Harz aus (Nadelbäume) / an Blattmittelrippen Milchsaft (Poinsettien) | B | |
*) die Lokalisation der Symptome gilt sinngemäss auch für Nadeln |
Spezifische Symptome
Symptom | Beschreibung | Mangel |
Stängelknicken | Unter oder im Blütenstand 2–3 cm lange glasige, dann braune Stelle, Abknicken. | Ca |
Stiellähme bei Reben | Mg / Ca-Mangel; K-Überschuss | |
Blütenendfäule bei Tomaten | Ca | |
Stippe bei Äpfeln | Verkorkte Stellen, meist spät auftretend (Reifephase). | Ca |
Äussere Korkfleckigkeit bei Äpfeln und Birnen | Kurz nach Fruchtansatz zuerst helle Wasserfleckigkeit, dann Verkorkung. | B |
Innere Korkfleckigkeit | Braune Stellen um das Kerngehäuse und Leitungsbahnen. | B |
Pinselkrankheit bei Obstbäumen | Endständige Blätter bleiben erhalten, unterständige Blätter werden abgeworfen (Verkahlen der Zweige). | Mg |
Braunherzigkeit, Herz- und Trockenfäule | z. B. Sellerie, Rüben. | B-Mangel, erhöhte Ca- Versorgung |
Sterilität | z. B. Reben. | B / Cu |
Blütenwelke bei Obst / Erdbeeren | Welken und Absterben der Blüten. | B |
Deformation von Früchten | B | |
Stängelweiche / Pendularform / Welketracht | Weiche Stängel / herabhängende Blätter bei krautigen Pflanzen und schlaffe Zweige bei Nadelbäumen (schwache Zellwände infolge gehemmter Lignifizierung). | Cu |
Weissspitzigkeit / Spitzendürre bei monokotylen Pflanzen | Weisse, dürre, oft verdrehte Blätter, z. B. bei Getreide. | Cu |
Wintersterben von Bäumen | Fe | |
Dörrfleckenkrankheit | Nekrotische rundliche Flecken. | Mn |
Symptome bei Nährstoff-Überschuss
Symptom | Beschreibung | Mangel |
Nekrose | Von der Blattspitze ausgehende Nekrose, die sich über den Blattrand fleckig auf das ganze Blatt ausbreitet. Blattkräuselung möglich. | B |
Blattrandnekrose / Blattrollen und Absterben | Vom Blattrand ausgehende Nekrose, oft mit schmalem, scharf abgegrenztem hellgelbem Chlorosesaum zwischen nekrotischem und gesundem Gewebe. | Cl bzw. allgemein erhöhter Salzgehalt, N |
Dunkle bis schwarze punktförmige Flecken auf der Blattunterseite und Blattadern | Braune Ablagerungen von Manganoxid in Gewebe und Blattadern von älteren Blättern. Bevorzugt auf sauren Böden mit schlechter Durchlüftung. | Mn |
Fleckennekrose vom Rand her | Rötlichbraune Fleckennekrose vom Blattrand ausgehend. | Zn |
Eisenmangelsymptome | Eisenmangel durch P- und oder Mn-Überschuss (tiefe pH-Werte). | P |
Mangelerscheinungen bei ausreichender Versorgung im Wurzelraum
Calcium-Mangel
In der Pflanze ist Calcium nur wenig mobil. Aufnahme und Transport des Elements sind eingeschränkt. Der Transpirationsstrom fördert keine ausreichende Menge bis zu dem apikalen Stellen bzw. Blütenansätzen. Verantwortlich können Klima oder Antagonisten sein, beispielsweise eine hohe Kaliversorgung. Gewisse Kulturen unterscheiden sich je nach Sorte.
Massnahmen bei Calcium-Mangel:
- Beachten Sie Sortenwahl.
- Sorgen Sie für ausreichende Transpiration.
- Senken Sie die Wasserversorgung und die Luftfeuchtigkeit.
- Nicht zu hohe Temperaturen.
- Sichern Sie eine genügende Versorgung mit Bor.
Eisenchlorose
Primärer Eisenmangel tritt selten auf. Es handelt sich meist um einen sekundären Mangel: Trotz ausreichender Versorgung im Wurzelraum zeigt die Kultur Mangelsymptome. Häufige Ursachen sind:
- Calcium-Überschuss.
- Tiefer pH-Wert.
- Eingeschränkter Wurzelraum (CO 2 -Anreicherung, knapper Sauerstoff).
- Hohe Phosphat-Gehalte.
Massnahmen bei Eisenchlorose:
- Sorgen Sie für gut durchlüftete Böden.
- Führen Sie viel organische Substanz zu.
- Passen Sie die Phosphor-Düngung an.
- Verwenden Sie bei Eisendüngern Chelate.