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Kaltkeimer

Kaltkeimer direkt ins Freie aussäen oder im Kühlschrank vorziehen: mit diesen Tipps funktioniert's.

Kaltkeimer aussäen: so gelingt’s 

Was sind Kaltkeimer, wie säen Sie diese richtig an, und wie können Sie Kaltkeimer im Kühlschrank anziehen? Das alles beantworten wir Ihnen in diesem Ratgeber-Beitrag. 

Was sind Kaltkeimer? 

Kaltkeimer sind Pflanzen, deren Samen eine gewisse Zeitlang kalt liegen müssen, damit sie zu keimen beginnen. Der Grund: Pflanzen, die im Frühling oder Frühsommer wachsen, produzieren bereits sehr früh im Jahr Samen. Diese Samen wären bis zum ersten Frost aber nicht kräftig genug, um zu überleben. Deshalb keimen sie nicht direkt nach der Abreife, sondern erst im darauffolgenden Jahr. Kaltkeimer werden in Frostkeimer und Kühlkeimer unterteilt. 

Die Zeit, während der die Samen kalt liegen müssen, variiert zwischen mehreren Wochen bis Monaten. Häufig wird dieser Prozess über einen biochemischen Mechanismus gesteuert, z. B. über das Pflanzenhormon Abscisinsäure. Dieses hemmt die Keimung. Bei kühlen Temperaturen wird es nach und nach abgebaut, bis sich die hemmende Wirkung schliesslich so weit verringert, dass der Samen keimt. 

Welche Pflanzen sind Kaltkeimer?

Zur Liste der Kaltkeimer gehören vorwiegend Blumen, Kräuter und Obstsorten. Meist handelt es sich dabei um subarktische oder Gebirgspflanzen. Verbreitete Kulturen sind unter anderem (nicht abschliessende Liste):

  •  Gartenpflanzen: Pfingstrosen, Veilchen, Schlüsselblumen, Akelei, Primel
  • Kräuter: Waldmeister, Schnittlauch, Bärlauch 

  • Obst: Äpfel, Birnen, Haselnüsse, Steinobst (Kirsche etc.)  

Gemüse ist unter den Kaltkeimern eher selten vertreten. Die am häufigsten angebauten Gemüsesorten sind Nachtschattengewächse (Tomaten, Peperoni, Auberginen) und Kürbisgewächse (Gurken, Zucchini, Melonen, Kürbis). Dabei handelt es sich grösstenteils um Warmkeimer, da die Dormanz (siehe unten) weggezüchtet wurde. Bei alten Sorten und Wildformen müssen Sie Keimruhe jedoch bei der Saatplanung mit einrechnen.  

Dormanz (Keimruhe) und Stratifizierung

Mit Dormanz oder Keimruhe ist der «schlafende» oder entwicklungsverzögerte Zustand der Samen gemeint. Die Dormanz kann durch verschiedene Faktoren gebrochen und so das Saatgut zum Keimen gebracht werden. Das gezielte Brechen der Dormanz wird Stratifizierung genannt. 

Welche Faktoren die Keimruhe brechen, unterscheidet sich je nach Pflanzenart. Bei Kaltkeimern erfolgt die Stratifizierung durch eine gezielt herbeigeführte Kälteperiode, beispielsweise geschützt in Kisten mit Substrat. Bei anderen Pflanzen sind Licht oder eine ausreichende Trocknung der frischen Samen notwendig, um die Keimruhe zu brechen. 

Bei vielen modernen Sorten ist die Keimruhe weggezüchtet worden, um die Aussaat zu erleichtern. Bei alten Sorten und Wildformen müssen Sie diese Besonderheit jedoch bei der Saatplanung berücksichtigen.

Kaltkeimer im Kühlschrank anziehen

Anstatt das Saatgut direkt ins Freie auszusäen, können Sie die Samen vorher im Kühlschrank anziehen. Das ist dann praktisch, wenn Sie die Kaltkeimer beispielsweise erst im Frühling oder Sommer pflanzen möchten. 

Und so funktioniert’s: 

  1. Samen in Saatschalen und Aussaaterde ausbringen.                                                 
  2. Substrat anfeuchten. 
  3. Gefäss bei 4–10 °C in den Kühlschrank stellen, bis die Keimruhe gebrochen ist. Bei den meisten Kulturen reichen dafür 3 Wochen. 
  4. Anschliessend das Gefäss an einen hellen, geschützten Ort mit milder Temperatur stellen, wo die Samen keimen können. 

Diese Methode nimmt zwar etwas Platz im Kühlschrank weg, funktioniert aber mit hoher Sicherheit. 

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Kaltkeimer im Garten aussäen: die wichtigsten Tipps 

Um Kaltkeimer gezielt im Freien auszusäen, beachten Sie diese grundlegenden Regeln zur Aussaat und Pflege. So stellen Sie sicher, dass die Pflanzen zum gewünschten Zeitpunkt keimen. 

  • Säen Sie die Kaltkeimer vor einer kalten Periode in den Garten. Je nach Kultur können Sie die Samen ab Oktober bis in den Januar hinein aussäen, abhängig von der Witterung.
  • Manchen Kulturen reichen bereits wenige Wochen bei kühlen Temperaturen, um zu keimen. Andere brauchen mehrere Monate bis Jahre. Deshalb ist es wichtig, den Zeitpunkt der Saat an die Länge der Keimruhe anzupassen. Wenn Sie Pflanzen mit kurzer Keimruhe zu früh säen, keimen diese unter Umständen mitten im Winter. Pflanzen mit langer Keimruhe hingegen keimen möglicherweise gar nicht oder erst ein Jahr später, wenn Sie sie zu spät ins Freie aussäen. Welche Temperatur und Dauer eine Pflanzkultur zum Keimen benötigt, ist meist auf der Saatgutverpackung vermerkt. 
  • Samen vor Frassschäden durch Nager und Vögel schützen: Idealerweise bereiten Sie das Saatbeet in einer Kiste mit gelochtem Boden oder in Töpfen vor. So können keine Nager durch den Boden eindringen. Nach dem Säen können Sie das Aussaatgefäss mit einem Gitter oder Hasendraht abdecken, um es auch von oben vor Vögeln zu schützen.
  • Als Substrat verwenden Sie am besten feine und nährstoffarme Aussaaterde. Verteilen Sie das Saatgut gemäss Angabe auf der Packung und decken Sie es mit etwas Substrat ab. Als Faustregel gilt: Je kleiner das Saatgut, desto dünner die deckende Substratschicht.
  • Beschriften Sie das Aussaatgefäss mit einem Schild oder Etikett. Befeuchten Sie das Substrat und halten Sie es feucht, falls das Gefäss witterungsgeschützt steht oder es nicht genügend regnet.