Mit einer Blattdüngung ergänzen Sie die Nährstoffgabe über die Wurzeln. Das Wichtigste im Überblick.
Die Grundversorgung mit Nährstoffen geschieht bei allen Kulturpflanzen über die Wurzel. Die Pflanze nimmt die im Bodenwasser gelösten Elemente durch die Wurzeln auf und leitet sie von dort an den Spross und die Blätter weiter.
Wenn die Pflanze einen oder mehrere der essenziellen Nährstoffe nicht ausreichend aufnimmt, wird ihre Entwicklung gestört. Dies führt zu:
Ertragseinbussen
Minderer Qualität
Verzögerungen bei der Ernte.
Diese Faktoren limitieren die Nährstoffaufnahme über die Wurzeln
Eine mangelhafte Aufnahme der Nährelemente über die Wurzel kann viele Ursachen haben, die Sie nur bedingt beeinflussen können. Beispiele sind:
Ein schlecht ausgeprägtes Wurzelsystem.
Zu trockener oder zu feuchter Boden.
Niedrige Temperaturen.
Wenig Sonneneinstrahlung.
Ein ungünstiger pH-Wert des Bodens, etc.
Die Lösung: Ergänzungsdüngung über das Blatt
Um einen Mangel zu vermeiden, können im Wasser gelöste Nährstoffe auch mittels einer Blattdüngung verabreicht werden. Die Aufnahme findet dabei über die Zellmembranen der äussersten Zellschicht des Blattes statt. Die so aufgenommenen Nährstoffe sind sofort am Ort des Bedarfs und wirken deutlich schneller als bei einer Düngung über den Boden. Zudem ist die Blattdüngung effizienter, da es weder zu Festlegungen noch zu Auswaschungen kommt.
Die Blattdüngung ersetzt jedoch die Bodendüngung nicht. Sie ist immer dann als Ergänzung in Betracht zu ziehen:
wenn die Bodendüngung an ihre Grenzen stösst, oder
eine schnelle Wirkung benötigt wird.
Boden kann Nährstoffe in grossen Mengen speichern und diese nach und nach an die Pflanze weitergeben. Die Blattoberfläche hingegen nimmt nur geringe Dosen Nährlösung auf. Bei der Blattdüngung kann daher pro Applikation nur eine begrenzte Dosis der benötigten Nährelemente verabreicht werden. Auch der Salzgehalt der Düngerlösung ist ein limitierender Faktor, da eine zu hohe Konzentration Verbrennungen an den Blättern verursacht.
Aus diesen Gründen ist es wenig praktikabel, Pflanzen ausschliesslich mittels Blattdüngung zu versorgen. Zu gross wäre der Aufwand für die häufigen Düngergaben.
Voraussetzungen für eine gelungene Blattdüngung
Die Pflanzenblätter besitzen eine wasserabweisende Schicht, die sogenannte Cuticula, die sie vor dem Austrocknen schützt. Damit die auf das Blatt gespritzten Nährstoffe die Zellen erreichen, müssen sie erst die Wachsplättchen der Cuticula überwinden. Dies gelingt besonders gut bei erhöhter Luftfeuchtigkeit, da sich dann die Zellmembranen aufblähen und sich dadurch kleine Spalten in der Wachsschicht bilden.
Um die Aufnahme der Nährstoffe weiter zu verbessern, eignen sich Netzmittel, welche die Oberflächenspannung des Wassers reduzieren.
Darüber hinaus eignen sich vor allem unpolare Düngemittel wie Harnstoff oder Chelate für die Blattdüngung, da diese von der ebenfalls unpolaren Wachsschicht nicht abgestossen werden.
Mögliche Zusätze
Netzmittel: Reduzieren die Oberflächenspannung der Spritzlösung.
Haftmittel: Verbessern die Haftung der Spritzlösung auf dem Blatt.
Wiederbefeuchtungsmittel: Ermöglichen die Rückfeuchtung der Spritzlösung aus Luftfeuchtigkeit.
Verdunstungshemmer: Verlangsamen die Verdunstung von Wasser aus der Spritzlösung.
Der richtige Zeitpunkt für eine Blattdüngung
Verabreichen Sie die Düngung über das Blatt nach Möglichkeit vor dem Auftreten von Mangelerscheinungen. Viele Mängel können durch kulturspezifische Erfahrung und Kenntnis der Standortbedingungen vorhergesagt und somit von Vorhinein vermieden werden. Auch mit einer Blattanalyse können Sie einen Nährstoffmangel frühzeitig erkennen und bekämpfen, bevor Chlorosen oder irreversible Schäden auftreten.
Zusammengefasst: die Vor- und Nachteile der Blattdüngung im Überblick
+ Schnelle Wirkung.
+ Hohe Ausnutzung.
+ Kombination mit Pflanzenschutz möglich.
+ Keine Auswaschungen.
+ Keine Festlegung.
+ Aufnahme auch bei ungünstigen Bedingungen wie Trockenheit, Vernässung, kalte oder bewölkte Witterung.